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Rumänien - Erster Einsatz

Ein Bericht von Caroline Berger, Tierärztin

Endlich hatte es geklappt – trotz meiner unflexiblen Arbeitszeiten in der Klinik und die durch Corona bedingten Einreisebeschränkungen konnte ich bei einem Projekt des Tierärztepools teilnehmen. Bereits seit einem knappen Jahr versuchte ich einen passenden Zeitpunkt zu finden. Und trotzdem hatte ich es mal wieder geschafft mich nicht rechtzeitig um die Anreise zu kümmern. Dementsprechend waren natürlich schon alle günstigen Flüge zum nächstgelegenen Flughafen in Craiova ausgebucht oder viel zu teuer.
Also begann meine Reise in Bukarest. Anschließend ging es mit dem Bus weiter. Allerdings nicht wie wir es in Deutschland gewohnt sind mit einem großen komfortablen Reisebus, sondern mit einem deutlich kleineren und gemütlicheren Autobus. Durch einen vorherigen Aufenthalt in Rumänien kannte ich bereits die Straßen- und Verkehrsbedingungen. Die vielen Pferdekutschen, die hier noch Verwendung finden, mögen im ersten Augenblick einen romantischen Eindruck hinterlassen.

Wenn man aber genauer hinsieht, bemerkt man, dass die Welt in diesem Land ganz und gar nicht malerisch ist. An den Straßenrändern wird nicht nur alles Mögliche an Abfall entsorgt, sondern auch Hunde und ihre Welpen, die sich durch die Müllberge wühlen, um irgendetwas Essbares zu finden. Die Kutschen sind auf den zweiten Blick auch nicht mehr das was sie vermutlich mal waren, genauso wenig wie die Pferde, die sie ziehen müssen. Kaum gepflegte Hufe, veraltete Gebisse und gekrümmte Rücken durch die oftmals viel zu hohe Last, die sie täglich schleppen müssen.
Dieses Bild von Rumänien brennt sich regelrecht in meinen Kopf. Man urteilt vorschnell, versteht nicht, wie Menschen so mit den Tieren umgehen können. Doch können wir aus Deutschland uns kaum vorstellen, wie das Leben in einem aus geographischer Sicht uns gar nicht so fernen Land, wohl sein muss. Zwar sind es mit dem Flugzeug nur zwei Stunden Entfernung, doch scheint das Leben hier manchmal wie auf einem anderen Stern. Man fühlt sich förmlich in eine andere Zeit zurückversetzt.

Tiere werden von vielen nicht als Haustiere angesehen. Hunde dienen dem Schutz und zur Abschreckung von Einbrechern. Ein unkastrierter Rüde mit Halsband aus Stahl wirkt da natürlich deutlich abschreckender als ein kleiner süßer Welpe. Den Luxus, Pferde für den Reitsport heranzuziehen, können sich die Menschen nicht leisten. Sie dienen als Arbeitstiere, da Autos häufig schlichtweg zu teuer sind. Außerdem wurde das schließlich immer schon so gemacht.

Doch durch die Aufklärungsarbeit und die verschiedenen Kastrationsprojekte von Nina, Gabriel und ihren vielen Helfern, findet langsam aber sicher ein Umdenken bei den Menschen statt. Ich war sehr positiv davon überrascht, wie viele Leute jeden Morgen vor dem Tierheim in Slatina standen, um ihre Hunde und auch Katzen zur Kastration bei uns abzugeben.

Nina erzählte mir von ihren Anfängen in Rumänien, wie sie selbst noch Straßenhunde eingefangen hat. Die Menschen waren, vollkommen zu Recht, anfangs misstrauisch, wussten nicht, warum ein deutscher Tierschutzverein in ihrem Land ihre Hunde kastriert. Doch mit der Zeit fassten sie Vertrauen zu ihr und ihrer Arbeit. Sie sahen ein, dass Kastrationen auf Dauer die einzig nützliche und effektive Weise ist, um das überall präsente Leid der Straßentiere zu verhindern.
Im Laufe der Jahre änderte sich die Gesetzeslage und es durften nur noch Besitzertiere kastriert werden.

Und obwohl wir von morgens bis teilweise spät abends operieren, nehmen sich Nina und Gabriel noch die Zeit, mir Slatina und die Umgebung zu zeigen.
Alle paar Meter halten wir am Straßenrand an, um den dort herumlungernden Tieren wenig-
stens ein bisschen Wasser und Futter zu reichen.

Am liebsten würden wir sie alle einsammeln, richtig füttern, ihre Wunden versorgen und ein schönes Zuhause für sie finden.
Doch der Tag hat leider nur 24 Stunden und wir nur eine begrenzte Anzahl an Platz und Kapazitäten. Und trotzdem können wir nicht einfach so wegschauen. Nina entschließt sich kurzerhand, eine kleine Mischlingshündin, die anders als die meisten Straßenhunde sehr zutraulich ist, mitzunehmen.
Und das, obwohl sie in der Unterkunft bereits zwei ehemals an Parvo erkrankte Welpen versorgt, die auch vermittelt werden sollen. Sie ist optimistisch gestimmt, schnell ein gutes Zuhause für sie zu finden. Von einigen der teilweise noch sehr jungen Straßenhunde, machen Nina und Gabriel Fotos. Die beiden haben durch die jahrelange Arbeit in Rumänien ein gutes Netzwerk von tierlieben Menschen aufgebaut. So gibt es die Möglichkeit für den ein oder anderen eine Pflegestelle zu finden.

Ich bewundere die beiden für die Arbeit, die sie leisten und das Durchhaltevermögen, das sie dabei an den Tag legen. Es ist alles andere als ein einfacher Job. Doch lässt es einen Hoffnung und Zuversicht schöpfen, wenn man Fotos von glücklichen vermittelten Hunden sieht, die man vor kurzem noch am Straßenrand, von Müllbergen umgeben, aufgegabelt hat. Schon jetzt freue ich mich auf ein weiteres Projekt mit Nina und Gabriel, dass hoffentlich nicht all zu weit in der Zukunft liegt.

Eure Caro

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de