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Yanik

Ein Bericht von Dr. Marga Keyl, Tierärztin

Yanik wurde uns während einer Kastrationsaktion vorgestellt als „very ill“. Eigentlich kam er zum Einschläfern. Doch als wir vorsichtig die Tür seiner Box öffneten, steckte er uns sofort schnurrend sein Köpfchen entgegen. Er war wirklich in einem besorgniserregenden Zustand, stark abgemagert und mit sehr struppigem Fell, von dem man nur noch erahnen konnte, wie schön, voll und weich es einmal gewesen sein musste.
Der kleine Kater ließ sich anstandslos von uns Blut abnehmen und schnurrte dabei immer weiter. Die ersten Untersuchungen ergaben keinerlei Hinweise auf Infektionskrankheiten und auch seine Organwerte schienen in Ordnung zu sein. So kam Yanik mit zu uns nach Hause ins NLR, um ihn zu beobachten und aufzupäppeln.
Er machte sich gut, er fraß gut, er wollte am liebsten den ganzen Tag gestreichelt werden.
Doch als wir nach ein paar Tagen morgens auf die Station kamen, um die Tiere zu füttern, lag er apathisch da. Ausgetrocknet, etwas Durchfall in seiner Box, unterkühlt. Was war passiert? Wir wissen es nicht. Wir haben keine Erklärung, warum es ihm von heut auf morgen so schlecht ging. Sein Kreislauf war so kollabiert, dass keine Vene für einen Venenzugang mehr zu finden war. Die Versuche, ihn zu stabilisieren, schlugen fehl. Yaniks ausgezehrter Körper versagte kurze Zeit später. Was bleibt, ist wieder einmal der Frust, nicht zu wissen, was eigentlich los war.
Haben wir etwas übersehen, hätten wir ihm irgendwie helfen können?

Was aber auch bleibt, ist das gute Gefühl, dass er nicht einfach so auf der Straße gestorben ist.
Dass er noch ein paar Tage hatte, in denen er geliebt und gekuschelt wurde.
Dass er nicht namenlos und anonym gestorben ist.

Wir werden dich vermissen, kleiner Yanik.